Auftakttagung des Kompetenzzentrums Sprachbildung
Gelungener Start in den bundesweiten Austausch zur sprachlichen Bildung
Bildungsstudien wie PISA und die IQB-Bildungstrends zeigen, dass Bildungserfolg in Deutschland noch immer wesentlich vom sozioökonomischen Hintergrund abhängt und insbesondere Kinder aus Familien mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status schlechtere Leistungen in der Schule erzielen. Wie Bund und Länder das gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Sprachbildung im CHANCEN-Verbund ändern können, darüber sprachen rund 90 Teilnehmende auf der Auftakttagung des Kompetenzzentrums Sprachbildung Ende Juni.
Die zweitägige Veranstaltung in Köln brachte Vertreter:innen aller Länder sowie aus Wissenschaft und Bildungspolitik erstmals zusammen, um sich über die Arbeit und Angebote des Kompetenzzentrums Sprachbildung und über zukünftige Maßnahmen und gemeinsame Herausforderungen in der sprachlichen Bildung auszutauschen. Im Mittelpunkt standen das gegenseitige Kennenlernen, die Vernetzung und die inhaltliche Auseinandersetzung mit den zentralen Themen Lesen, Schreiben und Zuhören.
Mercator-Institut ist Teil der wissenschaftlichen Begleitung im Startchancen-Programm
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache in Kooperation mit der Technischen Universität Chemnitz, die gemeinsam das Kompetenzzentrum Sprachbildung verantworten. Dieses ist Teil des CHANCEN-Verbunds zur wissenschaftlichen Begleitung des Startchancen-Programms. Der CHANCEN-Verbund ist ein Forschungsverbund von insgesamt 20 wissenschaftlichen Einrichtungen unter der Gesamtkoordination des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation.
Ziel des Kompetenzzentrums Sprachbildung sowie des Programms ist es, die Basiskompetenzen im Lesen, Schreiben und Zuhören an 4.000 Schulen mit hohem Anteil sozial benachteiligter Schüler:innen zu stärken. Bei der Auftaktveranstaltung wurden gemeinsam mit den Ländern zentrale Weichen für die Umsetzung in den kommenden Jahren gestellt.
Fachvortrag zur Steuerung großer Bildungsprogramme
Eröffnet wurde die Tagung mit einem Grußwort von Dr. Bernhard Klingen aus dem Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMBFTR). Im anschließenden Fachvortrag gaben Dr. Martina Diedrich und Prof. Dr. Kai Maaz als Verbundleitung des CHANCEN-Verbunds Einblicke in die Steuerungslogiken großer Bund-Länder-Programme. Dabei stand vor allem die Frage im Mittelpunkt, wie an gut funktionierende Strukturen und Prozesse in den Ländern angeknüpft werden kann und Parallelstrukturen vermieden werden können – ein zentrales Thema für die anstehende Umsetzung des Startchancen-Programms.
Austausch und Länderpräsentationen als Impuls für die gemeinsame Bildungsarbeit
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war das Gallery Café: In offener Atmosphäre konnten sich die Teilnehmenden an verschiedenen Ständen zu den Angeboten des Kompetenzzentrums Sprachbildung informieren und mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen.
Impulse für eine gelungene Umsetzung verschiedenster Unterstützungsmaßnahmen für Schulen lieferten außerdem Länderpräsentationen aus Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Sie stellten erfolgreiche Programme – wie die Leseförderung im Rahmen von BiSS-Transfer – vor und informierten über gut laufende Prozesse, die als Impuls für die Bildungsarbeit in anderen Ländern dienen können.
Positiv wurde auch der moderierte Austausch am zweiten Tag aufgenommen. Vertreter:innen der Länder kamen miteinander ins Gespräch, teilten aktuelle Planungen, Erfahrungen, Erwartungen und diskutierten Herausforderungen, Chancen des Programms und verabredeten nächste Schritte. Der Raum für Gespräche und Erfahrungsaustausch schuf eine gute Grundlage für die gemeinsame Kooperation im Kompetenzzentrum Sprachbildung für die kommenden Jahre. Das Zusammenkommen in Köln war hierfür ein wichtiger Grundstein. Der gemeinsame Wille, die Stärkung der sprachlichen Bildung gemeinsam anzugehen und wirksam voranzubringen, war deutlich spürbar.
Thematische Schwerpunkte: Lesen, Schreiben und Zuhören
Inhaltlich konzentrierte sich die Tagung auf die Förderung der Basiskompetenzen im Lesen, Schreiben und Zuhören entlang der gesamten Bildungslaufbahn von Primar- zu Sekundarschulen bis hin zur Sprachbildung in berufsbildenden Schulen. Das Zuhören wurde dabei als zentrale Voraussetzung für das Lernen und damit für gelingende Bildungsprozesse hervorgehoben. An den Kompetenzbereichen wurde exemplarisch das Verständnis der datengestützten Unterrichtsentwicklung verdeutlicht, das ein zentrales Thema im Kompetenzzentrum Sprachbildung in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Datengestützte Qualitätsentwicklung darstellt. Datengestützte Qualitätsentwicklung gilt dabei als die systematische Sammlung von Daten als Informationen, um im pädagogischen Kontext begründet Entscheidungen treffen zu können.Dazu gehört auch der Blick auf die Perspektive der Schüler:innen und die große Heterogenität der Lernenden. Es wurde deutlich, dass Unterrichtsangebote und Materialien inklusiv zu gestalten sind, so dass sie sowohl den individuellen Bedarfen gerecht werden als auch Differenzierung integrieren lassen. Dabei wird die Mehrsprachigkeit systematisch einbezogen werden.
Mit Rückenwind in die Projektlaufzeit
Die Veranstaltung markierte einen wichtigen Meilenstein für die Arbeit im CHANCEN-Verbund. Besonders hervorzuheben ist die konstruktive Offenheit unter den Beteiligten und die spürbare Bereitschaft zur Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Mit dem gelungenen Auftakt ist der Grundstein gelegt – für eine enge Zusammenarbeit, einen lebendigen Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Verantwortung, sprachliche Bildung an 4.000 Schulen in sozial benachteiligten Lagen bundesweit nachhaltig zu stärken.
In den kommenden Monaten wird das Kompetenzzentrum Sprachbildung die aufgebauten Kommunikationsstrukturen weiter ausbauen. Geplant sind vertiefende Gespräche mit den Vertreter:innen der Ländern, weitere Austauschformate sowie die Bereitstellung gezielter Qualifizierungsmaßnahmen, um die Schulen im Programm wirkungsvoll zu unterstützen.
Erfahren Sie mehr über die Arbeit des Kompetenzzentrums Sprachbildung!
Bilder: Mercator-Institut